ca. 12x12cm, 24 Seiten, Leporello, geklebt, 105 Fotografien
Fotos: Karen Weinert
Text: Katja Dannowski
Am Anfang waren die Bücher. Megumi Fukuda nahm sich der alten Druckerzeugnisse an und faltete nach Origami-Art filigrane Kristalle daraus. Dann kam ein kaputter Stuhl. Die japanische Künstlerin reanimierte ihn 2010 als Installation „Stand-Alone“ für die Ausstellung „We are the islands“ im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien in Berlin. Im darauffolgenden Jahr begann sie während eines 3-monatigen Aufenthaltes im Künstlerhaus Eckernförde ortsspezifische Installationen aus weggeworfenen, gesammelten und wiederentdeckten Alltagsgegenständen zu entwickeln. Nun verwandelt sie den Ausstellungs- und Projektraum bautzner69 in ein Experimentierfeld, macht ihn zum Spiegel städtischen Lebens. Die Aufbereitung des Sperrmülls gleicht einem Ritual: Es erfolgt die gründliche Waschung der entsorgten Fundsachen, wodurch sie ihren ursprünglichen Charakter als Gegenstände zurückerlangen. Zugleich werden Gebrauchsspuren sichtbar, erzählt ein jedes Objekt von seiner persönlichen Herkunft. Die Methode gibt Fukuda so die Möglichkeit, eine Beziehung zu den aufgelesenen Dingen herzustellen. Im Anschluss werden diese in Zusammenarbeit mit Karen Weinert fotografisch dokumentiert und von der japanischen Künstlerin zu einer skulpturalen Rauminstallation verbunden, die den Ort der Entstehung sowie Beziehungen, Traditionen, vielleicht sogar Kultur und Geschichte der Stadt Dresden reflektiert. Darüber hinaus mobilisiert das Kunstwerk zum Nachdenken über die Probleme unserer Wegwerfgesellschaft. Deswegen sind die Besucher der Ausstellung Living Case Study # Dresden: present at bautzner69 dazu eingeladen, einzelne Gegenstände, die in keinem größeren Zusammenhang eingebunden sind, oder ganze Objektgruppen mit nach Hause zu nehmen. Von der Installation unabhängig, zeigt Megumi Fukuda Abdrucke von aussondierten Schneidebrettchen. Diese stammen von Personen, die in den letzten
zehn Jahren mit dem Ausstellungsraum eng in Verbindung standen und verweisen so auf dessen Jubiläum. Die Grafiken erinnern an Holzschnitte, nur dass die einzelnen Druckstöcke selbst durch die Künstlerin unbearbeitet bleiben. Die rote Farbe zeigt lediglich das Schnittmuster, das durch die langjährige Nutzung der Brettchen in der Küche entstand. Katja Dannowski